DEMO-SESSON Ü-WE 19. 11.2005
- KLIENTIN hatte Brustkrebs mit OP und Chemo vor vielen Jahren

Kl. Ich seh am Ende des Ganges eine weiße lichtbeschienene Türe.(Th. Ja) In dem Gang ist
Licht.
Th. Guck mal, ob links und rechts auch Türen sind, oder ist das die einzige Tür?
Kl. Das ist die einzige Tür.
Th. Ja, dann sollst du offenbar diese Tür auch aufsuchen. Guck mal, ob du dazu bereit bist.
Du kannst auch davor noch mal stehen bleiben; noch mal spüren, vielleicht gibt es ein Thema, oder ein Wort, was da drauf steht.
Kl. Nein, da steht nichts.
Th. Bist du bereit diese Tür zu öffnen?
Kl. Ja - Lücke - Ich komme in eine weite, nicht kultivierte Landschaft. Und die ist auch hell.
Th.
Kl. Ja, da hab ich jetzt erst das Gefühl, ich muss da runterhüpfen. Da ist irgendwie ein Spalt dazwischen.
Th.
Kl. Nein, das ist einfach wie so ein Riss, aber ich kann den überwinden.
Th. Hat das so ein bißchen was von: Ich gehe in eine andere Welt? Oder ist das einfach nur so - Lücke -.
Kl. Das ist so ein breiterer Spalt im Boden, das wie so auf einem Felsen steht, aber ich komm da rüber.
Th.
Kl. Ich bin jetzt einfach da gelandet.
Th.
Kl. Das ist so ein bißchen - Lücke -, auf den ich rauf möchte. Ich möchte da jetzt einfach rauf gehen.
Th. Guck mal, ob es geht oder - Lücke -
Kl. Ja, und ich komm da ganz gut hoch, und oben ist so eine lichte Gruppe von hohen Kiefern.
Und da kann ich jetzt in die Landschaft gucken.
Th. Ja., normalerweise hat man ja so einen Ausblick von oben runter...
Kl. Und da ists auf der rechten Seite bewaldet, und auf der linken Seite ist ne große, grüne Wiese.
Th. Sag mir mal wie das Wetter ist, ist da Sonne oder ist da Schatten - Lücke - Atmosphäre.....
Kl. Also, es ist hell, aber grad scheint die Sonne nicht. Es ist aber am Tag.
Th. Guck mal, ob - Lücke -.oder gibt es irgendetwas, was auffällig ist?
Kl. Da ist eigentlich gar nichts, was auffällig ist, aber ich bin allein, und ich fühl mich da eigentlich auch wohl.
Th. Das klingt ein bißchen so wie eine eigene Welt....und da war ja ein Riss, wo du herkamst,
und hier ist es nicht zu heiß und nicht zu kalt; also ganz angenehm. Und es gibt auch nichts Auffälliges.
Kl. Ja, und ich möcht gern nach links in den Wald rein. Ich möchte da durchlaufen, und da komm ich nun auch auf so einen nadelbelegten schönen Weg, und den kann ich entlang gehen.
Th.
Kl. Und das geht etwas abwärts, und da komm ich an niederen Tannen und Kiefern vorbei. Und das ist ein längerer Weg. Und da vorne wirds wieder lichter. Es wirkt so, als würde ich auf irgendwas zugehen. (Th. Aja) Aber ich kann konkret das Ziel noch nicht entdecken. (Th. Ja) Mich ziehts da aber immer weiter hin.
Th. Ja, wir können ja vorher schon mal so gucken , oder ich kann dich mal fragen: Was hat das, was sich da auftut, mit deinem Leben zu tun? Heute? Ist das so ein bißchen ein symbolischer Ausdruck deines Lebens?
Kl. Das weiss ich nicht.
Th. Das weisst du nicht, gut. Ja, dann geh mal weiter....
Kl. Ich komm an einem See vorbei, und da möchte ich mich jetzt eigentlich drin baden. Und das Wasser ist ganz frisch (Th. Ja). Ich tauch da auch richtig ein; das ist kalt und erfrischt mich, jetzt schwimm ich durch den See.
Th. Kannst du es genießen?
Kl. Ja!!!! Es treibt mich.....und ich komm am anderen Ufer drüben an, und das wirkt so, da ist danach ein Hang. Und da sehe ich unten ne Stadt liegen.
Th Oja,. Hast du das Gefühl, es wäre - Lücke -
Kl. - Lücke -
Th. Klingt fast so, als wenn du so auf einem Abenteuerweg wärest. Erfrischst dich noch mal durch den See..........Pause
Kl. Das ist aber ziemlich hoch....Lücke.... ich möcht aber in die Stadt ........Lücke........aber den Hang, den kann ich runterlaufen. Und ich lauf jetzt runter in die Stadt. Es ist ne Kleinstadt.
Th. Da ist ja spannend, wem du begegnest, ob da Menschen sind, oder wie es da aussieht.
Kl. Ja, da laufen Menschen vorbei. Verkehr ist.
Th.
Kl. Ne, ich bin da zum ersten Mal. Ich komm mir da jetzt ein bißchen verloren vor.
Th. Ist es eher so was wie: Du weißt nicht, was du da sollst, du hast keine Orientierung, oder......
Kl. Ich weiß eigentlich nicht, warum ich in der Stadt bin. .......Die hab ich halt von da oben gesehen, das ist ne Ansiedlung.
Th. Die hat dich quasi angezogen, und jetzt bist du dort. (Kl. Ja) Du könntest mal jemand fragen, auch wenn das vielleicht komisch ist oder unlogisch. Guck mal, wen du fragen willst, und was du fragen willst. Pause. ........ unverständlich
Kl. Es ist ne ältere Frau, die ist verhüllt...... Warum bin ich denn hier in der Stadt? Und die guckt mich aber nur an.
Th. Was kommt so rüber, was strahlt sie aus, was sagt sie dir quasi? Erkennt sie dich nicht?
Kl. Nein, das ist unpersönlich. Ich merk, daß sie mir eigentlich nichts sagen möchte. Ich lass sie jetzt links liegen.
Th. Sag ihr das mal: Ich hab das Gefühl, du willst mir gar nichts mitteilen. Nur mal gucken, wie sie darauf reagiert, kann sein das ist alles gar nicht wichtig, aber ...(Kl. unterbricht:
Kl. Ich hab das Gefühl, du willst mir gar nichts mitteilen....und da guckt sie länger her.
Th. Du kannst auch noch mal nachfragen: Kennst du mich?
Kl. Kennst du mich vielleicht? längere Pause, Kl. dann weinend: Ich hab irgendwie das Gefühl,
das ist meine väterliche Oma .
Th. Dann frag sie einfach mal, ob das so ist.
Kl. (sehr bewegt) Bist du meine Oma? Jaaa, aber sie ist jetzt eigentlich nicht begeistert.
Th. Wie ist denn das für dich: Du begegnest deiner Oma, und die geht schon fast weiter. Wenn wir sie nicht aufgehalten hätten, wär sie schon wieder weg gewesen. Sags ihr einfach.
Kl. Ach, das tut mir so leid , (heftiger weinend) weil ich dich gern noch mal umarmt hätte.
Th. Du kennst sie? Sie ist früher weg gegangen? Dann sag es ihr jetzt mal. Jetzt ist sie da. Sags ihr, daß du sie gern noch mal umarmt hättest.
Kl. Du ich möchte dich so wahnsinnig gern noch mal umarmen, und ich glaub, das ist auch meine Tante (immer noch weinend).
Th. Guck mal, wie sie darauf reagiert.
Kl. Und sie öffnet auf einmal ihren Mantel, und wir können uns umarmen ganz herzlich (Th. ja, ja), was ich als Kind nicht machen konnte (heftiges Weinen, sehr erregt). Ich war den beiden sehr verbunden.
Th. Sags ihr.
Kl. Ich war euch so verbunden. Ich hab euch so lieb. Und jetzt spür ich, daß ich die Liebe auch wieder bekomme, die ich damals als Kind vermisst hab. Wie wir auseinander gegegangen sind, und das ist so viel Anteil von meinem Vater.
Th. Dann lass deinen Vater jetzt auch mal auftauchen. Vielleicht wohnt er ja auch dort, in dieser fremden Stadt.
Kl. Aber mir tun meine Oberarme ganz weh, als wär ich so zusammen geschnürt, als hätte ich es nicht machen dürfen.
Th. Was hättest du nicht machen dürfen?
Kl. Ich konnte sie nicht umarmen, da waren mir die Arme so zugeschnürt.
Th. Guck mal, ob du sie jetzt bewegen kannst, ob sich jetzt was verändert hat. (Kl. Ja) Dann sag ihnen das auch, daß du dich jetzt freier fühlst oder so was.
Kl. (weint wieder heftiger) Es hat mir jetzt so gut getan, daß ich euch noch mal sehen, noch mal umarmen durfte, danke.
Th. Vielleicht war es ja für sie auch schön. Guck mal, wie sie reagieren. Vielleicht haben sie sich ja auch gefreut, vielleicht freuen sie sich ja noch.
Kl. Die stehen beieinander. Und die werfen mir so liebe Blicke zu, das tut so gut, da war so viel Streit in der Familie. Und ich stand als Kind immer daneben, und ich hatte keine Kraft zum Eingreifen. Ich bin so glücklich, daß ich die noch mal seh. (Th. Ja). Und irgendwie glaub ich, daß mein Vater jetzt auch dabei ist, und die beide noch mal richtig umarmt. Das hat so viele Jahre so schwer auf uns gelastet. Das war immer Streit. Und ich hab die doch eigentlich alle gerngehabt. Und es war die Trennung durch die Grenze.
Th. Guck mal, ob es sogar möglich ist, daß du jetzt eine Zeitreise dahin machst: Geh noch mal in deine Kindheit, sei noch mal dort. Kannst dich ja heute mitnehmen, guck mal, wo du hinkommst.
Kl. Ach, ich bin noch vor der Schule. Ich bin bei meiner Oma am Haus. Und da war immer so ein eigener Geruch im Haus, den hab ich so geliebt.
Th. Mmm. So was wie Heimat?
Kl. Ja, die Oma, die hatte so lange weiße Haare.
Th. Lass sie auftauchen.
Kl. Ja, die ist da.Und die hat mir immer was zum Essen gegeben. Das war damals son Mangel.
Th. Sags ihr mal direkt: Du hast mir immer.....
Kl. Das war so schön, wenn du für mich in die Speis gestiegen bist (weint laut) und hast mir immer son Riesenfettbrot gegeben. Und ich konnt mich immer an deine braune Strickjacke kuscheln
Th. Guck mal, wie sie dich jetzt wahrnimmt, die Oma.
Kl. Die guckt mich mit ganz großen Augen an , und die schließt mich in ihre Arme (Th. Ja) , ich hab sie so gemocht. Und ich glaub, ich hab auch ganz viele Anteile von dir in mir, das möchte ich dir sagen.
Th. Guck mal, ob sie sich freut, oder....Kl. unterbricht (immer noch weinend): Die freut sich. Die schmiegt ihre Wange an mein Gesicht, das tut mir so gut. Das war so ein bißchen haarig, das war so weich. Das hat mir so gut getan. Die war auch oft so eine Zuflucht für mich bei den Streitereien meiner Eltern.
Th. Sags ihr.
Kl. Du ich hab dich so lieb gehabt! Und daß du mir so ein goldiges Bett gerichtet hast, und wenn dann abends immer die Dorfkirche geläutet hat, das war so ein Frieden. Das war so schön. Und das hab ich oft zuhause vermisst. Th. Ja.
Kl. Und dann ist sie weg.
Th. Ist sie plötzlich verschwunden, oder wie war das?
Kl. Das ging relativ schnell. Da war ich in der 1. Klasse, und da war sie dann weg. Und ich hab sie nie mehr gesehen. Und ich glaub, sie hat viel gelitten, da, wo sie war.
Th. Frag sie ruhig mal. Sprich sie ruhig an. Du bist jetzt bei ihr. Du kannst das jetzt alles klären oder noch mal fragen. Oder dich jetzt auch von ihr verabschieden, weil das damals..Kl. unterbricht: Ich möcht dich noch mal umarmen! Weil du so weit weg gewesen bist.
Th. Genau. Ja.
Kl. Das tut gut. Sie sitzt jetzt neben mir. Und das ist jetzt Frieden.
Th. Guck mal, wie es jetzt für dich ist, wenn du weißt, daß sie geht.
Kl. Sie geht jetzt aus ihrer Wohnung raus. Und das ist ok.
Th. Sag ihr das auch noch mal. Nimm ruhig ganz bewusst Abschied von ihr.
Kl. Oma, du kannst jetzt gehen. Wir haben noch was nachgeholt.
Th. (weich) Ja, genau. Und du siehst, du bist immer noch in Verbindung. Du kannst immer noch in Verbindung bleiben. (Kl. Ja) Sie kann jederzeit auch wieder da sein, wenn du magst, sie rufen.
Kl. mmmm. Ja, sie kann jetzt gehen. Sie geht auch irgendwie ganz zufrieden von mir weg.
Th. flüstert: Schön.
Kl. Ich hab jetzt ganz durchblutete Arme.
Th. Ja, du hast ja jetzt was getan, was du gerne tun wolltest. Tiefes Atmen
Kl. Ich sitz immer noch in der Wohnung.
Th. Ja, dann schau mal, wer da jetzt vielleicht auftaucht. Wer taucht auf? Oder guck mal, was du machen willst.
Kl. Da holt mich jetzt mein Vater ab.
Th. Oh, ja. Schau ihm mal ins Gesicht. Sag mir mal, welchen Gesichtsausdruck hat er.
Kl. Der freut sich, daß er mich sieht, und nimmt mich wieder mit. Und wir gehen zurück in unsere Wohnung.Die Oma hat woanders gewohnt, und wir fahren mit der Straßenbahn zurück.
Th. Wie ist das so, bei Papa zu sein? Wie alt bist du da jetzt dort?
Kl. Ich bin da so in der 1. Klasse. Und bei meinem Vati hab ich mich immer wohlgefühlt.
Th. Sag ihm das ruhig mal. Jetzt ist er ja da.
Kl. Ach, das ist so schön, so warm, so geborgen. Und wir gehen zurück in die Wohnung.
Th. Schau dich mal um.
Kl. Ich bin jetzt in der alten Wohnung wieder. Pause. Ich bin da jetzt mit meinen Eltern.
Th. Spür mal, wie das für dich ist, da jetzt so mit beiden Eltern. Spür mal, was du ihnen sagen willst.
Kl. Warum können sie sich nicht vertragen. Th. sags ihnen direkt! Warum...
Kl. Warum könnt ihr euch nicht vertragen? Ach,...ich soll mich nicht drum kümmern. Meine Mutti weint und wendet sich ab. Und mein Vater sitzt mit steinerem Gesichtsausdruck, ich soll mich nicht drum kümmern.
Th. Und wie machst du das oder wie sollst du das machen? Haben sie dir das auch gesagt, wie du das machen sollst? Und wie gehts dir damit?
Kl. Ah, mit gehts nicht gut. Th. Dann sags ihnen.
Kl. Ich finde es nicht schön, wenn immer die Spannungen sind. Ich mag euch beide, und ich mag euch zusammen.
Th. Und dir ist es ganz unmöglich, dich nicht darum zu kümmern. Das ist ja was ganz Wichtiges, was ganz Existentielles, nicht?
Kl. Ich bin wie gelähmt.
Th. Oh ja, dann sags ihnen. Das müssen sie wissen auch.
Kl. Ich fühl mich wie gelähmt, wenn ihr immer Spannungen schafft. Das tut mir so weh. Ich mag euch beide. (Kl. weint) Und ich möchte nicht, daß ihr euch gegenseitig immer so anplärrt und dann auseinandergeht im Streit. Und dann bin ich mit der Mutti alleine. Und das gefällt mir nicht, weil meine Mutter dann immer heult. Die ist so untätig, die ist so inaktiv, da könnt ich sie immer schütteln.
Th. Dann sags ihr direkt: dich könnte ich schütteln.
Kl. (energisch, aufgebracht) Dich könnt ich schütteln mit deiner blöden Heulerei. Mach doch was, daß er da bleibt . Sie macht ja dauernd was, daß er weggeht. Sie nölt dauernd.
Th. So ist sie selbst ein bißchen schuld, sowas, daß sie deinen Papa aus dem Haus treibt.
Kl. Jaaaa, (wütend) du siehst es einfach nicht, daß er deshalb aus dem Haus geht. (Th. Ja) Ich mag den Vati und....(weint laut)
Th. Es ist fast so, als ob deine Mama deinen Papa aus dem Haus treibt, nicht?
Kl. Jaa. Aber sie will ihn ja gar nicht aus dem Haus treiben, sie kommt nur mit der Lebenssituation nicht zurecht, daß seh ich ja auch ein. Das ist alles schwierig.
Th. Sag mir noch mal: die Lähmung, die du spürst, wo spürst du die in deinem Körper?
Kl. In den Armen. Ich möcht was tun.Und ich kann nicht. (klagend) ich fühl michda nicht stark genug, ich fühl mich zu klein. (Th. Ja, ist klar) Und mein Bruder, der steht da immer am Rande mit verkniffenem Gesicht, der leidet genauso (weint wieder).
Th. Sags deinen Eltern. Zeig ihnen mal, wie der aussieht. Zeigs ihnen mal.
Th. Und ihr seid immer so streng zu ihm. Das ist nicht richtig. Ich hab immer so viel Verständnis aufbringen müssen, ach....
Th. Guck mal in deinem heutigen Leben: Was ist selbstähnlich? Gibt es da etwas, was fast identisch ist? Gibt es auch Situationen, wo du leidest und kannst nicht handeln oder hast Lähmungen. Einfach nur mal gucken so.... hin- und her springen: Was ist selbstähnlich?
Kl. Also, was mir sehr schwerfällt ist: Meine Mutter, die lebt, die wird 89. Und sie hat sich in ihrem Leben nicht weiter entwickelt, sie ist so geblieben. Sie denkt unheimlich viel zurück , und sie hat nach wie vor diese Inaktivität. Die ich ihr aber, die füll ich ihr nicht aus. Ich helf ihr, wo sie echt vom Alter her hilflos ist. Aber das andere nehm ich ihr nicht ab. Das kann ich nicht, ich hab das Gefühl, dann würd ich in den alten Sog wieder reingezogen.
Th. Gut, sag das mal deiner Mama. Also: Ich lass mich nicht auf dich so ein, denn dann komm ich wieder so in diese alten Geschichten.
Kl. Ja. (klar und deutlich) Ich lass mich nicht ein auf deine alten Geschichten, (abwehrend) die will ich nicht hören. Dann werde ich wieder krank, (Th. Ja, aja.) Ich will die Grenze, du musst meine Grenze akzeptieren. Du musst es einfach, (entschlossen) und wenn du davor stehst wie ein Zappelphilipp, das ist mir egal. Ich helf dir, wo ich sehe, daß du Hilfe brauchst. Aber nicht, daß du mich als deinen seelischen Krückstock benutzt. Das bin ich nicht. Ich bin deine Tochter, und ich schon so alt geworden. Denk, was du alles getan hast, als du so alt warst wie ich. Du hast gar nichts für dich getan. Und ich kann dir das jetzt nicht ersetzen. Ich hab mein Leben. (Th. Ja) Und ich bin da für dich, um dir zu helfen. Und mehr will ich nicht mehr. (fängt an, zu weinen.)
Th. Guck mal, ob sie bereit ist, das zu akzeptieren.
Kl. Nein, sie reagiert ganz ungeduldig. Und sie ist auch sehr theatralisch.
Th. Dh. was du ihr jetzt grad gesagt hat, behandelt sie so ein bißchen ablehnend, das nimmt sie nicht so ganz ernst.
Kl. Nein. Sie nimmt das nicht mehr auf. Sie will das nicht. Ich spüre aber auch ihre große Angst.
Th. Sags ihr.
Th. Ich spür deine Angst vorm Sterben. Du hast Angst vorm Sterben, und du willst das nicht geschehen lassen. Du willst dich immer noch an mich dranklammern. Als wolltest du mit mir zusammen gehen. Und ich will aber noch nicht mit dir gehen.
Th. Ist das ein bißchen so, sie will dich da mit rüberziehen? Mitnehmen am liebsten?
Kl. Ja, das sie nicht alleine gehn muss, sie will nicht .
Th. Frag sie mal, ob das so ist, guck mal, ob sie ja oder nein sagt.
Kl. Willst du, daß ich mit dir zusammen sterben muss?
Th. Guck, wie sie reagiert.
Kl. Da ist sie jetzt ganz erschrocken.
Th. Vielleicht will sie das unbewusst. Wer weiß?
Kl. Das will sie nicht. Aber ihr Handeln ist immer so, daß sie mich immer mitziehn will (Th. sags ihr) du willst mich doch immer mitzerren. Warum machst du das?
Th. Das heißt, wenn sie dich nicht mitnehmen will, dann muss sie dich auch lassen, wie du bist
und dich dein Leben führen lassen.(Kl. Ja). Muss dich zurücklassen!! Ist sie dazu bereit? Frag sie mal.Aber ganz direkt!
Kl. (sehr klar und kraftvoll) Willst du mich zurücklassen?
Th. Wie reagiert sie?
Kl. Ach, da dreht sie sich ganz seltsam um und sagt, ich will dich ja nicht mitnehmen. (Th. gut) Ich will nur jetzt die Tage nicht allein sein. Aber die hat so viel Menschen um sich rum.
Th. Dh. sie will dich bis zum letzten Moment...Kl. ergänzt: bei sich haben.
Th. . Sie will nicht alleine sein, ist es das? (Kl. ja) Gut, was macht sie denn, wenn du sagst, das will ich nicht. Ist sie bereit, das zu akzeptieren? Ich mein, du bist ja ein erwachsener Mensch, du bist eigenständig, lebst dein eigenes Leben..... (tiefes Atmen)
Kl. Da sagt sie eigentlich halbherzig: Jaaa. Ich weiss ja, daß du das haben sollst, dein Leben.
Th. Aber..... Kl. Ich komm so schlecht damit zurecht.
Th. Vielleicht hat sie einfach diese Entscheidung noch nicht gefällt, daß du nicht mehr das Kind bist, das seine Mama braucht, und das jetzt selbstständig ist. Forder doch mal diese Entscheidung von ihr zu sagen: Ok, du lebst dein eigenes Leben, und ich respektier das. Guck mal, ob sie das überhaupt kann . Vielleicht kann sie dann sogar eher loslassen, irgendwann.
Kl. Du, ich will dich d e i n Leben leben lassen, und ich will m e i n Leben leben. Kannst du das akzeptieren.
Th. Sie soll Ja oder Nein sagen, nichts anderes.
Kl. (klar und fest) Sag Ja oder Nein. .......Pause
Th. Das ist schwer für sie, wir haben alle was zu lernen offensichtlich
Kl. Es fällt ihr unheimlich schwer, aber sie sagt Ja. Und sie wird ganz klein.
Th. Ok, sag ihr, wie das für dich ist. Sie sagt so klar Ja, und sie lässt dich dein eigenes Leben leben.
Kl. Da kann ich irgendwie viel hilfsbereiter sein.
Th. Das sag ihr auch, das ist wichtig.
Kl. Da kann ich dir viel mehr helfen.Wenn du mich nicht dauernd forderst, wenn du mich lässt.
Th. zur Gruppe: Und ihre Mama ist kleiner geworden, habt Ihr das mitgekriegt? Deine Mama ist nicht mehr so dominant in dir.
Kl. Ja, sie sitzt auf nem Stuhl und ist ganz klein. (dann weinend:) Und jetzt ist sie eigentlich so, wie ich sie mir wünsche.
Th. Ja, sag ihr das.
Kl. Ich finde dich jetzt so, wie ich mir dich wünsche. Nicht immer so aufbrausend und donnernd durch die Gegend und alles kaputt machen. Bleib doch ruhig. Ich bin doch da für dich. Ich teil mir das Leben so ein, daß ich Zeit für dich hab, die du auch brauchst, und ich hab Zeit für mich .Th. Gucken wir mal, ob sie das kann. Genau. Sie hat es ja akzeptiert. Guck mal, wie es sich auswirkt Stell dir ruhig mal vor, auf der Zeitachse: Du besuchst sie wieder mal , und guck mal, wie sie jetzt ist, wenn du sie besuchst. Also ganz real in deinem Leben.
Kl. Ach, sie guckt mit ihrem kleinen Kopf um die Türe, und (berührt) eigentlich freut sie sich jetzt, wenn ich komm. (Th. Oh, ja, mmm.) Und sie schaut mich viel mehr von unten nach oben an. Ich spür, sie braucht mich. Aber es ist ohne diese Forderung.
Th. Sag ihr das noch mal, was du jetzt wahrnimmst.
Kl. O Mutti, das ist so schön, daß ich spüre, daß du mich brauchst. Und daß du das nicht mehr so lauthals einforderst. Ich bin so gern für dich da. (weiter sehr berührt) Th. mmmm
Kl. Und jetzt umärmelt sie mich, sie will das auch so haben, und sie küsst mich, und sie kann mich wieder loslassen und setzt sich fröhlich mit zu mir an den Tisch. Tiefes Atmen.
Th. So soll es auch sein, nicht? Genau. Guck mal, ob du sie jetzt sogar, wenn sie gehen würde, ob du sie loslassen könntest. (Kl. Jaa) Das bedeutet ja auch: Sie geht auch ihren Weg. Wenn du dein Leben lebst, lebt sie ihr Leben und geht auch.
Kl. Jaa.......Ja, ich lass sie gehen. Ich kann sie......sie schaut auch mal zurück......ja, ich kann sie gehen lassen.
Th. mmm, Sag mir auch mal, wie fühlt sich das in deinem Körper an? Wenn du das so spürst jetzt? Tiefes Atmen
Kl. Das ist einfach friedlicher. (Th. Ja) Das ist so ein Frieden, der in meinem Bauch ist. Daß ich nicht immer kämpfen muss, das ist jetzt weg. ...........Und meine 3 Männer, die strahlen richtig, die sind richtig erleichtert.
Th. Ist das so was wie, da hast du irgendwas mit deiner Mama geklärt, und denen geht es dadurch auch besser, weil du wieder mehr d a s e i n kannst?
Kl. Neinnnnnnn Th. sondern? Kl. Die ärgern sich und wundern sich, daß ich immer so im Clinch mit der Mutter war. Und das tut ihnen gut, daß das jetzt auch geklärt ist. Die möchten auch, daß man normal zur Oma geht und wieder gehen kann. Th. Genau. Tiefes Atmen
Th. Offensichtlich hast du im Moment deine Mama auch ein bißchen mehr losgelassen oder sie dich, was ja irgendwie doch dasselbe ist, ja.
Kl. Ja, das ist wie ein weiteres Band zwischen uns. Das ist einfach keine Spannung. Die Spannungen sind weg.
Th. Gut, nun würd ich vorschlagen, geh doch noch mal zurück in deine Kindheit, da diese kleine H. Guck mal, wie es der geht. Ob wir da vielleicht auch noch was machen müssen, daß die Mama mit dem Papa nicht immer solchen Clinch hat. Und er immer aus dem Haus geht, oder denkt, er müsste weglaufen.
Kl. Nee. Ich kann jetzt meine Mutter einfach lassen. Ich häng nicht mehr so an ihr dran und um sie rum. Ich kann sie in ihrer Situation lassen. Ich stülp mir das nicht mehr über.
Th. Mmm, ja, und guck mal, was du mit deinem Papa vielleicht noch machen, klären kannst.
Weil, eigentlich willst du ja auch, daß er da ist. Und er läuft ja immer weg. Guck mal, was du mit ihm jetzt noch klären kannst. Lass ihn mal da sein. .....
Kl. Er kommt jetzt rein. Und jetzt hat er nicht mehr so diese starre Sicht. Der kommt irgendwie so innerlich aufgeräumt rein.
Th. Also selbst er hat sich dadurch verändert, daß deine Mama sich verändert hat. Sags ihm mal, was dir auffällt und wie du das jetzt wahrnimmst.
Kl.Du, das ist so gut, wenn du nicht mehr so starr guckst und so gemütlich reinkommst, das tut so gut.
Th. Gut, dann machen wir jetzt den Härtetest: Bring die beiden mal zusammen, Und guck mal, was passiert jetzt zwischen denen? Wie gehen die miteinander um?
Kl. Bei meiner Mutter hört das Heulen auf (Th. Ja) , und er geht zu ihr hin und tätschelt sie.
Th. Ja, schau es dir ruhig mal an, wie die miteinander umgehen, die beiden.
Kl. Es ist irgendwie vernünftiger. Aber so richtrig inniglich, ist das noch nicht.
Th. Da fehlt noch was? (Kl. Ja) Sags mal deinen Eltern, was dir auffällt.
Kl. (weinend) Ich möcht einfach, daß ihr euch mal so richtig fest umarmt. (Th. Ja) Und euch ne Weile nicht loslasst. Ja, und die Mutti steht auf, und die umärmelt den Vati.
Th. Sie machen es?
Kl. Und der guckt ganz erstaunt und umärmelt sie auch. Und ich spring hin und umärmel sie alle beide. (weinend) Und der Robert, der kommt dazu.
Th. Das ist dein Bruder, nicht? Kl. Ja (sehr bewegt) Ach, und jetzt ist solch Licht in der Küche, hach...... Tiefes Atmen Ach, das ist schön, und der Robert und ich wir können sie loslassen und von Weiterem uns das angucken. Und das tut so gut!!!! Und das ist solch Frieden!!!!!! Klientin weint jetzt laut.
Musik wird eingespielt.
Th. Genieß es ruhig. Lass es mal richtig da sein. Das ist gut.
Kl. Das tut so gut!!!!!!! leises Weinen.........danke, danke.......ach..........danke!.....................
Das ist gut so!!!!! Vielen Dank......für das schöne Bild. Ganz tiefes Atmen.
Nach einer Pause kommt die Klientin zurück und wird von der Gruppe gebeten, ihr Abschlussbild noch einmal zu beschreiben.
Kl. Ich bin mit meinem Bruder am Esstisch, das war so ne Wohnküche, da sitzen wir. Und die Eltern , die stehn so zwischen Herd und Tisch und umarmen sich. Und das ist einfach schön. Die Klientin ist immer noch tief berührt.
Th. Das ist auch ein sehr heilendes Bild, wenn du so was jetzt wahrnimmst. Und fühlen kannst, wenn es ja da ist.
Kl. Es wollte alles zerbrechen. Aber es ist dann wieder so gekittet worden, aber nur gekittet. Und daß ich jetzt so dieses Bild hab, das ist ganz schön. Und auch mit meinem Bruder.
Th. Mach noch mal folgendes: Mach noch mal die Augen zu, brauchst gar keine Augenbinde, einfach noch mal zumachen, und geh noch mal in das allererste Bild zurück, nachdem du die Tür geöffnet hast. Da war ja diese Landschaft. Sag mir mal, was sich da verändert hat.
Kl. Die Sonne scheint. (Th. Ja, genau) Und ich hör jetzt eigentlich auch die Natur, durch die ich geh. Und auf dem Waldweg, da sind immer so Sonnenabschnitte dazwischen.
Th. Oja, Licht und Schatten, das ist ....... Kl. Das ist ganz schön. Th. Differenzierter, tiefer, mich würd mal interessieren: Was ist mit diesem Spalt, über den du drüberhüpfen musstest? Ganz am Anfang....Guck mal,
Kl. Och, ich mach da einfach nen Schritt rüber.
Th. Guck mal, ob der kleiner geworden ist oder größer? Nur noch mal hingucken.
Kl. Ne, der Spalt , der ist da.
Th. Aja, der ist noch da.
Kl. Aber ich komm irgendwie jetzt leichter drüber. Und es macht mir nichts mehr aus.
Th. Das wäre schon mal irgendwann spannend zu gucken, was ist da passiert, daß da so ein Spalt.....das ist wie so ein Riss drin. (Kl. Ja) Das wär noch mal ganz wichtig, irgendwann.
Gut, aber ansonsten: Toll! Du hast ein schönes Bild.
Kl. Ja, vielen Dank!